Berndeutsch schreiben – Bärndütsch schrybe
Berndeutsch zu schreiben ist gar nicht so einfach. Nicht einmal für die Berner:innen selbst. Deshalb hier ein paar einfache Tipps.
Einfache und ausführliche Schreibempfehlungen
Auf dieser Seite finden interessierte Schreiber:innen die allerwichtigsten Tipps und Hinweise für eine sorgfältige Berndeutsch-Schreibweise.
Diese Erklärungen sind möglichst einfach gehalten, damit jedermensch sie nutzen kann. Einfach nach dem Kasten weiterlesen.
Für professionelle Berndeutsch-Schreiber:innen bieten wir zusätzlich ausführliche Schreibempfehlungen zum Download an. Wenn du berndeutsche Texte publizierst, kannst du das zu deiner Schreibweise passende Dokument runterladen. Du findest darin eine Fülle an Schreibempfehlungen für Profis.
Für professionelle Berndeutsch-Schreiber:innen bieten wir zusätzlich ausführliche Schreibempfehlungen zum Download an. Wenn du berndeutsche Texte publizierst, kannst du das zu deiner Schreibweise passende Dokument runterladen. Du findest darin eine Fülle an Schreibempfehlungen für Profis.
- Ausführliche Schreibempfehlungen für eine schriftsprach-nahe Schreibweise von Ursula Pinheiro-Weber
- Ausführliche Schreibempfehlungen für eine aussprach-nahe Schreibweise von Hans Jürg Zingg
Generelle Tipps
Keine verbindlichen Regeln, aber auch keine Narrenfreiheit
- Berndeutsch ist ein alemannischer Dialekt und kennt als solcher keine verbindlichen Rechtschreib-Regeln.
- Trotz nicht vorhandener Regeln gibt es Schreibfehler. Aber mit den Tipps auf dieser Seite vermeidest du die Häufigsten.
- Es gibt zwei bekannte Schreibweisen für Berndeutsch: möglichst nah am Schriftbild der Standardsprache oder möglichst lautgetreu (mehr Details weiter unten).
- Keine Schreibweise ist besser oder schlechter als die andere, entscheidend ist, dass die Zielgruppe den Text ohne Probleme lesen kann.
Goldene Regel
Die wichtigste (und schwierigste) Regel überhaupt: egal, für welche Schreibweise du dich entschieden hast, sei innerhalb eines Textes konsequent.
Inkonsequent!
I wott mit mym Hund z Thun ga Wy u Milch choufe u ha ds Gäld vergässe.
I wott mit mim Hung z Thun ga Wii u Miuch choufe u ha ds Gäud vergässe.
I wott mit mim Hung z Thun ga Wy u Miuch choufe u ha ds Gäld vergässe.
Inkonsequent!
Häufige Fehler
Ein unbetontes «e» ist KEIN «ä»
Ein unbetontes «e» ist und bleibt ein «e» – trotz der galoppierenden Ä-Inflation.
Bei uns im Team verursacht diese Ä-Schreibung «Bybeli» oder «Bibeli», aber niemals «Bybäli» ;-)
In Bern spricht niemand ein so ausgeprägtes «ä» aus.
D Susle, Härzlechi Grüess, Es Gipfeli, Es Meiteli.
D Suslä, Härzlächi Grüess, Es Gipfäli, Es Meitäli.
In Bern spricht niemand ein so ausgeprägtes «ä» aus.
Verwechslungsgefahr: «ds» und «z»
Die Wörtchen «ds», hochdeutsch «das» (sächlicher Artikel) und «z», hochdeutsch «zu» (Präposition) darf man nicht verwechseln.
Hochdeutsch: Ich will mit meinem Hund das Thun ... kaufen und habe zu Geld vergessen.
I wott mit mym Hund z Thun ga Wy u Milch choufe u ha ds Gäld vergässe.
I wott mit mym Hund ds Thun ga Wy u Milch choufe u ha z Gäld vergässe.
Hochdeutsch: Ich will mit meinem Hund das Thun ... kaufen und habe zu Geld vergessen.
Häufige Zweifelsfälle
Literarisches «y» oder einfaches «i»
Die klassische Berndeutschliteratur schreibt das geschlossene «i», phonetisch [iː], als «y» («er isch z benyde»), das offene, phonetisch [ı], als «i» («mir hei ne benide»).
Viele finden das heute zu kompliziert und schreiben immer «i» oder «ii» («er isch z beniide»).
Auch hier gilt: beides ist prima, aber es muss konsequent sein.
I wott mit mym Hund z Thun ga Wy u Milch choufe u ha ds Gäld vergässe.
I wott mit mim Hund z Thun ga Wii u Milch choufe u ha ds Gäld vergässe.
Apostroph oder nicht?
Bei verkürztem «es» kann ein Apostroph gesetzt werden, muss aber nicht.
Wi hei mer’s? Geit’s no?
Wi hei mers? Geits no?
Die zwei Arten, Berndeutsch zu schreiben
Nahe an der Standardsprache oder lautgetreu
Grundsätzlich gibt es zwei Arten, Berndeutsch zu schreiben:- Möglichst nahe am standarddeutschen Schriftbild. Mit dem Ziel, dass Leser:innen der Standardsprache1 den Text mühelos lesen können. Diese Art wurde von Werner Marti geprägt.
- Möglichst lautgetreu. Zum Zweck einer optimalen Übereinstimmung mit der Aussprache. Diese Art wurde von Eugen Dieth geprägt.
Gegenüberstellung
Hier ein paar typische Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Arten, Berndeutsch zu schreiben.Das fast unhörbare «e» (Schwundlaut) in einem Wort
Es kann entweder geschrieben werden wie im standarddeutschen Schriftbild – oder aber in vielen Fällen lautgetreu weggelassen werden.
STD | Nahe an STD | Lautgetreu |
Der Korb | der Chorb | dr Chorb |
aber | aber | abr (nicht empfohlen) |
vergessen | vergässe | vrgässe |
vorbei | verby | vrby |
Dehnungs-H
Das «h» aus der Standardsprache kann in der lautgetreuen Schreibweise durch eine Verdoppelung des Vokals ersetzt werden.
STD | Nahe an STD | Lautgetreu |
nahe | nah/naach | naa/naach |
Lehrer | Lehrer | Leerer |
Uhren | Uhre | Uure |
Ohren | Ohre | Oore |
Huhn | Huen | Huen |
blühen | blüeje (nicht blühije) | blüeje |
Langes «i», «u» und «ü»
Im Berndeutschen werden zwei verschiedene Vokale nur geschrieben, wenn beide ausgesprochen werden.
STD | Nahe an STD | Lautgetreu |
Lied | Lied | Lied |
lieb | lieb | lieb |
Friede | Fride | Fride |
sieben | sibe | sibe |
«ie», «ue», «üe»
Wörter, die im Standarddeutschen einen Langvokal enthalten, berndeutsch aber mit einem Zwielaut ausgesprochen werden, schreiben sich mit «ie», «ue», «üe» (nicht mit «iä», «uä», «üä»!)
STD | Nahe an STD | Lautgetreu |
Bier | Bier | Bier |
gut | guet | guet |
wüst | wüescht | wüescht |
Vokalisierung des «l»
Die Vokalisierung des «l» ist vermutlich das bekannteste Aussprachemerkmal des Berndeutschen. Es ist so prägend, dass es oft auch in der standardsprach-nahen Schreibweise verwendet wird.
STD | Nahe an STD | Lautgetreu |
Milch | Milch/Miuch | Milch/Miuch |
Auch in der lautgetreuen Schreibweise sollte man das «u» in Wörtern, welche mit Doppel-L geschrieben werden, nicht verdoppeln. | ||
Billig | billig/biuig | biuig (nicht biuuig) |
«sp» und «st»
«sp» und «st» werden in der STD-nahen Schreibweise im Anlaut meist als «sp»/«st» geschrieben, lautgetreu als «schp»/«scht».
STD | Nahe an STD | Lautgetreu |
Spatz | Spatz | Schpatz |
Stadt | Stadt | Schtadt |
Ausnahme: Orts- und Familiennamen | ||
Spiez | Spiez | Spiez |
Frau Spörry | Frou Spörry | Frou Spörry (nicht Schpöri) |
Achtung: Im Wortinnern bei beiden Schreibweisen «sch» | ||
Schwester | Schwöschter | Schwöschter |
Wespe | Wäschpi | Wäschpi |